Covid-19 in Italy

Das fragte ein Mann in Mailand als er im Mai bestraft wurde, weil er eine Zigarette ohne Schutzmaske auf der Straße rauchte.

Italien ist eines der am stärksten von der Covid-19-Pandemie betroffenen Länder Europas. Viele Vorschriften zur Eindämmung der Verbreitung des Coronavirus wurden eingeführt. Geldstrafen bis 3.000 Euro waren die Folge bei Nichteinhaltung der Vorsichtsmaßnahmen. Wie war ein Tag in Italien in der Zeit des Coronavirus? Wir haben es uns von drei Italienern aus Norditalien erzählen lassen.

BEIM FRISEUR
23. Mai 2020. Elisa hat um 7:30 Uhr einen Termin bei der Friseurin. Am Parkplatz angekommen, setzt sie die Schutzmaske auf, bevor sie aus dem Auto aussteigt. „Überall muss man eine Schutzmaske tragen, sobald man das Haus verlässt“, erklärt sie. Vor dem Friseursalon zieht sie noch die Handschuhe an. Als sie rein kommen will, wird sie gebeten noch kurz draußen zu warten. Nach wenigen Minuten kommt eine frisch frisierte Dame raus und sie darf endlich rein. Die Eingangstür soll Elisa offen lassen. „Sie muss immer offen bleiben, um die Luft am Zirkulieren zu halten. Es sind die neuen Vorsichtsmaßnahmen“, erklärt ihr die Friseurin. Der Desinfektionsspender hängt beim Eingang. Handschuhe anziehen und Desinfektionsmittel verwenden, das ist obligatorisch. Der Friseursalon ist anders als sie es in Erinnerung hatte. Er ist ungewohnt leise. Der Wartebereich ist leer. Niemand sitzt auf den drei Friseurstühlen. Elisa muss trotzdem noch kurz warten. Der gerade verwendete Stuhl wird desinfiziert, so wie die große Ablagefläche vor dem Spiegel. Die Friseurin entsorgt noch die Einweghandtücher, und desinfiziert ihr Werkzeug. Jetzt ist alles bereit. Sie darf sich nun hinsetzten, sie soll aber nichts angreifen. Es gibt eigentlich auch nichts anzugreifen: Die Ablage vor ihr ist leer und es ist nirgendwo eine Zeitschrift zu sehen. „Früher konnte man mit den anderen Kundinnen quatschen. Jetzt fühlt man sich alleine“, sagt Elisa. Wenn sie mit der Friseurin redet, muss sie zwei Meter Abstand halten. Beim Haareschneiden soll nur eine indirekte Kommunikation, wenn nötig, über den Spiegel erfolgen. Nach einer Stunde ist sie fertig. An der Theke muss sie mit der Karte zahlen. Ein Thekenschutzschild gehört auch zu den neuen Maßnahmen. Als sie durch die Tür geht, beginnt die Friseurin ihren Stuhl zu desinfizieren.

BEIM ZAHNARZT
25. Mai 2020. Wir sind in der Region Friaul-Julisch Venetien an der Grenze zu Österreich. Hier ist die Corona-Situation nicht so kritisch wie in anderen italienischen Regionen. Carlo muss heute zum Zahnarzt. Er hat einen Termin für eine Mundhygiene vereinbart. Er läutet an der Tür der Zahnarztpraxis. Die Zahnärztin macht auf. Mit dem notwendigen Abstand misst sie ihm noch mit einem berührungslosen Stirnthermometer die Temperatur. „Kein Fieber. Kommen Sie rein und gehen Sie bitte in den Waschraum die Hände waschen, mindestens eine Minute lang und bis über die Handgelenke“, erklärt sie. Sie trägt einen weißen Kapuzenoverall, Handschuhe, Schutzmaske und ein Gesichtsschild. Nach der Händedesinfektion muss Carlo im Warteraum Platz nehmen. Der Warteraum ist leer: nur ein paar Stühle, sonst nichts. Er bekommt noch einen Fragebogen. Damit wird erhoben, ob er Coronavirus-Symptome hat oder durch sein Verhalten potenziell infiziert sein könnte. Wenn er das Formular zurückgibt, wird der soeben verwendete Kugelschreiber desinfiziert. Danach wird er in den Behandlungsraum geführt. Er muss zuerst den Mund mit einer Wasserstoffperoxid-Lösung und schließlich mit einer Mundspülung ausspülen. Die Mundhygiene kann beginnen. „Ich werde die Mundhygiene nur manuell durchführen, um die Erzeugung von Aerosolen zu vermeiden. Es wird etwas länger dauern“, erklärt die Ärztin schließlich und fängt an.

IM SUPERMARKT UND IN DER APOTHEKE
28. Mai 2020. Heute begleiten wir Stefania auf einer Einkaufstour. Es ist Vormittag und sie muss zuerst zum Supermarkt fahren. Vor dem Supermarkt parkt sie das Auto, setzt die Schutzmaske auf und geht ins Gebäude. Vor dem Supermarkt-Eingang steht links eine Ampel und rechts ein automatischer Desinfektionsspender. Hier soll man die Hände desinfizieren bevor man die Handschuhe anzieht. „Wenn die Ampel grün ist, darf eine Person und wirklich nur 1 Person den Supermarkt betreten“, erklärt Stefania. In der Obst- und Gemüseabteilung muss man zusätzlich zu den eigenen Handschuhen weitere Einweghandschuhe überziehen. Erst danach darf man Obst und Gemüse angreifen. Oft behalten Kunden die doppelten Handschuhe den ganzen Einkauf lang an und entsorgen sie erst bei der Kassa in den dafür vorgesehenen Mülleimern. Im ganzen Supermarkt, nicht nur im Bereich der Kassenzone gilt die Regel des Abstandes von 1,5 bis 2 Metern. „Die Kunden halten sich normalerweise an die vorgeschriebenen Regeln. Falls das nicht der Fall ist, wenn jemand zum Beispiel keine Handschuhe trägt, wird dieser sofort von Supermarkt-Mitarbeitern angesprochen“, sagt Stefania.
Unsere Einkaufstour geht weiter in der Apotheke. Auch hier vor der Eingangstür steht ein großes Schild mit dem folgendem Text: „Temperaturmessung und Händedesinfektion OBLIGATORISCH vor Eintritt in die Apotheke.“ Rechts vor der Eingangstür steht ein Gerät mit einem eingebauten Stirnthermometer. Die gemessene Temperatur wird auf einem Bildschirm angezeigt. Weiter rechts stehen zwei Desinfektionsspender. Die Apothekenmitarbeiter tragen Mund- und Handschutz und beraten ihre Kunden hinter Glasscheiben. Wie ist es hier mit den Handschuhen? „Das Tragen von Handschuhen ist im öffentlichen Raum, und daher auch in der Apotheke, obligatorisch. Deswegen sind Einweghandschuhe fast überall ausverkauft“, erklärt Stefania. Stefania ist Lehrerin. Sie arbeitet in einer Volksschule. Alle Schulen in Italien sind seit dem 5. März geschlossen. „Einige Unterrichtsstunden laufen via Skype und Kinder bekommen Hausaufgaben per Mail.“ Die Schulen öffnen im September wieder. „Ich hoffe, dass die Angst vor einer zweiten Covid-Welle unbegründet bleibt“, sagt Stefania und so hoffen wir auch.

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